"Ich weiß auch nicht genau, was ich da mache. Aber es ist gut." (T.C. Boyle)
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Dreierpasch

Der Kaffee war gut. Schwarz und süß. Er leckte sich die Lippen und betrachtete die Fremde, die sterben würde. Achtzehn Augen. Dreimal sechs. Pech gehabt.

Arno Engler fror in seinem dünnen Hemd, blaugelbe Streifen, ein kleiner goldener Anker auf der linken Brusttasche, dezent genug, um nicht kitschig zu wirken, die Ärmel fast trotzig bis zum Ellenbogen hoch gekrempelt. Heute traute er sich was, heute wollte er jung und frech aussehen.

Es war ein besonderer Tag, eindeutig zu kühl für August. Egal. Nur einen Moment überlegte er, doch besser den Pullover an zu ziehen, den er sich lässig über die Schultern geworfen hatte, aber dann schalt er sich ein verdammtes Weichei. Sollte sie doch ruhig bemerken, dass ihm kalt war, vielleicht schmeichelte es ihr sogar, wie er mit über einander geschlagenen Beinen vor seinem Kaffee saß und sein neues chices Hemd trug, um ihr auf zu fallen, Scheiß was drauf, dass er darin fror.

Er hätte sich gern eine Zigarette angezündet, um vorwitzige blaue Wölkchen in ihre Richtung zu schicken, aber er rauchte nicht mehr, und vielleicht war sie empfindlich. Besser, er trank noch etwas, Alkohol sollte es wieder sein, zu früh für diese Tageszeit, viel zu früh für ihn. Heute war das unwichtig, heute genierte er sich da draußen für nichts Er bestellte einen Doppelten mit französischem Namen, sie schien kurz auf zu horchen, kannte sich wohl aus, sah aber nicht zur Seite, sondern blätterte weiter in ihrem Magazin. Er war trotzdem zufrieden. Sie hatte seine Stimme gehört, das war nur fair, sie verdiente es, dass er nicht völlig unbekannt für sie blieb. Sie war hübsch. Sie wirkte nett. Sie sah aus wie die Frau in der Zeitung. Wirklich schade um sie.

Er schüttelte sich, der Weinbrand schmeckte ihm nicht. Aber er fühlte sich großartig. Der urige Biergarten, in den die Fremde ihn geführt hatte, gefiel ihm. Er lag etwas versteckt in einer Seitengasse der Altstadt, in die sich Arno Engler nur selten verirrte. Die viel zu dicht aneinander liegenden Geschäfte mit ihren großzügig dekorierten Schaufenstern interessierten ihn nicht, die Flut an Bildern und Menschen verstörte ihn nur. Seine Einkäufe erledigte er am meist hastig und unbelästigt in einem kleinen Supermarkt in seinem Viertel, der zu bescheiden war, um gut besucht zu sein. Das gefiel ihm. Seine Kleidung suchte er sich im Katalog aus. Preiswert, praktisch, unauffällig. Das Hemd war eine Ausnahme, eine Laune zur rechten Zeit.

Derart flott gekleidet, passend dazu die helle Leinenhose für einen Sommerurlaub, den er in diesem Jahr vielleicht nicht wieder verschieben würde, ob er fahren wollte oder nicht, das war schließlich nicht unbedingt seine Entscheidung, kam er sich durchaus bemerkenswert vor. So, als wäre er einer von ihnen. Einen von denen, die nicht übersehen werden.

Er blickte sich um. Überall an den Tischen saßen Männer wie er, Frauen wie sie. Lachten, redeten. Tranken. Schwiegen. Lachten wieder. Ein durchweg sympatischer, ordentlich angezogener, gut gelaunter plappernder Haufen Mensch. Schön, er unterhielt sich nicht. Er war allein, schwieg allein. Wie sie. Aber sie gehörten beide dazu. Irgendwie.

Er betrachtete die Fremde erneut, vorsichtig nur aus den Augenwinkeln heraus, um nicht ihr Misstrauen zu wecken. Beim Lesen zog sie die Nase kraus, ihre Lippen zuckten leicht, als würde sie langsam mit sprechen. Besonders klug wirkte sie nicht, ein Buch mit altmodischem Cover hätte er sich für die Fremde eher gewünscht, nicht dieses dumme Hochglanzmagazin. Er wurde deutlich strenger mit ihr. Es wäre auch unnötig gewesen, sie zu idealisieren.

Sie war doch nicht so perfekt wie die Frau in diesem Werbeblatt, das gestern morgen mit der Tageszeitung auf seiner Fußmatte gelegen hatte. Dicker war sie, nicht viel, aber sie hätte schlanker sein müssen. Ihr Kleid war anders geblümt, er überlegte, welches Muster er bevorzugte, wählte ihres, um doch noch charmant zu sein. Das dunkle Haar war nur etwas kürzer, das fiel kaum ins Gewicht. Es war lang und dicht genug, um seine Hände darin vergraben zu können. Übermütig. Schwer verknallt. Er lachte leise auf, lachte über sich und seine albernen Gedanken. Er war ihr nicht gefolgt, um sie an zu machen. Er wollte seine verdammte Pflicht erfüllen. Exakt so sollte es sein. Ob es in ihren Lebensplan, wie immer der auch aussah, passte oder eben nicht, sie war dran. Ihr Problem.

Arno Engels trug seinen Scheitel links. Vorher hatte er rechts gesessen, ewig schon, und etwas anderes mit seinem feinem Haar anzustellen als es ordentlich glatt zu kämmen und rechts einen Scheitel zu ziehen wäre niemals in Frage gekommen. Normalerweise. Hätte er nicht am Vorabend zu oft in den Badezimmerspiegel sehen müssen, wäre der Scheitel gefälligst dort geblieben, wo er war.

Dort war er gut. Immer gut gewesen.Er hätte ihn nicht geändert, warum auch, er hatte ihn schließlich nie sonderlich interessiert, so wenig, wie seine stumpfe rosa Puppennase ihn interessierte, die nun mal einfach nur lächerlich war. Das war sie zweifellos, eine alberne winzige hellrosa Nase in einem breiten milchfarbenen Gesicht, geschenkt, sie war eben da, und sie war so, wie sie eben war, Feierabend. Man konnte weg gucken, sich selbst nicht an gucken, ging, geht doch. Eigentlich. Seit knapp siebzehn Stunden ging es nicht mehr. Arno Engels hatte um seinen Scheitel gewürfelt. Die Nase. Die Katze. Die Frau aus der Werbung.

Arno Engels hatte an dem Abend vor seiner Begegnung mit der schönen Fremden sein Würfelspiel mehrmals unterbrechen müssen, um das Bad auf zu suchen. Er trank an diesem Abend recht viel Bier, das kam ab und an vor, und natürlich wollte das ganze Zeug unten wieder raus. Das kannte er, das war lästig, aber notwendig. An diesem Abend musste er ungewöhnlich oft pinkeln, und genauso ungewöhnlich oft sah er im Spiegel über dem Waschbecken neben der Toilette sein Gesicht, während er seine Finger unter den Wasserstrahl hielt.

Es sah aus wie immer. Augen, Nase, Mund, Ohren, alle hatten ihren alten langweiligen Platz. Er bleckte seine Zähne und grinste sich an, stellte sich vor, wie das aussähe, wenn er sich zwei, drei von ihnen, vielleicht die spitzen grauen unten rechts, herausbrechen würde. "Bescheuert", sagte er, "total bescheuert wäre das." Er grinste breiter, dann zog er die Brauen zusammen, etwas störte ihn, er störte sich. Er nickte sich zu. "Ich kann deine Visage nicht leiden. Mach was." Er nickte zurück. "Dreierpasch beim nächsten Wurf. Sagen wir: Ein Vorderzahn. Oben."

Der Knobelbecher stand auf dem Küchentisch neben dem portablen Fernseher, und während er dort Abend für Abend Bilder sah, die er nicht wirklich sehen wollte, trank Arno Engler sein Bier, würfelte, pinkelte, trank, pinkelte. Würfelte. Der Tisch hatte eine schöne glatte Fläche, aber er hasste das harte Geräusch der Klötzchen auf dem nackten Holz, deutlich zu aggressiv, wie er befand, deshalb benutzte er die Tageszeitung, die er nach flüchtiger Morgenlektüre ordentlich zusammen gelegt unter das Fernsehgerät schob, am Abend als Unterlage für seine Spiele.

Arno Engler war konsequent. Als er nach dem Becher mit den fünf Würfeln griff, fuhr er sich mit der Zungenspitze über seine Vorderzähne und malte sich kurz aus, wie Helga Marten, seine Nachbarin, dann vielleicht der Postbote, die kleine Dicke in der Bäckerei auf jeden Fall und natürlich Hans-Joachim Lennermann, sein Chef, reagieren würden. Die dämlichen Blicke, auf die er gefasst sein müsste mit einer fetten Lücke vorn im Gebiss, erheiterten ihn. "Was glotzt du so blöd?" Genau das würde er sie alle vier der Reihe nach fragen, das wäre was, erklären würde er gar nichts, er würde ihnen sein Loch zeigen, sie fragen, warum sie glotzen, und einfach gehen. Er würde unhöflich sein, das war gut, das gefiel ihm, genau das würde er machen. Vielleicht würde er auch eine Reise buchen. Lennermann in den Arsch treten. Die kleine Dicke ficken. Vielleicht. Das kam jetzt auf den Dreierpasch an.

Er schüttelte, würfelte. War etwas enttäuscht. Zwei Fünfer, ein Vierer, zwei Dreier. Das war nichts. Da wollte man was unternehmen, und wieder mal war alles wie gehabt. Zwei Fünfer. Ein Vierer. Zwei Dreier. Immerhin, knapp daneben.

Der Zahn blieb, wo er war. Wie er war. Unauffällig. Sein Scheitel fiel ihm ein. Er könnte ihn an der anderen Seite ziehen, das wäre was, er würde ihn links tragen, warum denn nicht, das würde anders aussehen, besser, wenn nicht, eben schlechter, aber nicht genauso wie immer, das war es doch. Er klaubte die Würfel zusammen, ließ sie in den Becher fallen, schüttelte, würfelte. Strahlte. Zwei Einer. Drei Zweier. Full House sogar. Unwichtig. Drei Zweier. Linker Scheitel. So lief das.

Er nahm sich vor, am nächsten Morgen Lennermann an zu rufen, sich krank zu melden und das neue Hemd an zu ziehen, das noch in der Verpackung war. Dann würfelte er um die nächste Flasche Bier, die er öffnen wollte. "Macht keinen Scheiß, meine Süßen." Er hatte Durst, fühlte sich in Stimmung. Eine Eins, zwei Vierer, zwei Sechser. Verloren. Er ärgerte sich. Tröstete sich mit dem Gedanken, keinen Zeitpunkt genannt zu haben. Wartete fünf Minuten, das sollte reichen, fingerte nach der Werbebeilage aus der Zeitung, die er achtlos auf die Fensterbank gelegt hatte, warf einen raschen Blick auf die Frau, die ihn an lächelte, und schlug mit der Faust auf ihr Gesicht. Der Moment genügte ihm, um sie zu lieben. Sie war hübsch. Sie sah glücklich aus. Sie lachte ihn aus. Sie hasste ihn. Er drehte sie um. Sie war nicht mehr da. Vorerst. "Du kommst auch noch dran."

Am frühen Morgen wurde Arno Engler nach kurzem Schlaf auf dem Küchenstuhl vom Hilfeschrei einer Katze geweckt. Er war irritiert, dann fiel ihm ein, dass er um sein Bett gewürfelt hatte. Er atmete auf. Alles war richtig. Das Kribbeln in seinen Füßen, das Dröhnen in seinem Schädel, das gehörte nun mal dazu, wenn man am Tisch einschlafen muss, weil man verloren hat. Das Telefon schwamm in einer recht ordentlichen Bierlache neben dem Knobelbecher, auf dem Fernseher stand der Teller mit dem angebissenen Käsebrot, das er sich weit nach Mitternacht gemacht hatte. Drei Zweier. Also Käse. Ausgerechnet. Die Mortadella zuvor hatte ihm kein Glück gebracht. Eine Zwei, eine Vier, eine Fünf, zwei Einer. Übel gelaufen. Wurst wäre ihm lieber gewesen.

Das Telefon. Er musste grinsen. Wurde rot, es sah ja keiner. Er hatte seine Nachbarin angerufen. Herrlich übermütig. Ziemlich besoffen. Dreierpasch, also her mit dem Hörer, Wort einlösen, versprochen ist versprochen, die Würfel entscheiden, da muss man eben durch, da muss Helga Marten durch. "Bist du nackt, geiles Stück?" Niemals zuvor war ihm derart Ungehöriges über die Lippen gekommen. Er war ein böser, böser Mann. Egal. Wort einlösen, die Würfel entscheiden. Er wäre gern noch weiter gegangen, wenn sie nicht einfach aufgelegt hätte. "Lutsch mich, Sau, ich mach dich nass." Das hatte er mal gelesen, das gehörte sich gar nicht, das war schmutzig, das passte. Keine nette Methode, sofort den Hörer auf zu knallen. Er hatte noch einmal gewürfelt, um den Rest bei Helga los zu werden. Nichts.

Es war spät geworden. Arno Engler würfelte um eine kalte Dusche, gewann, fühlte sich großartig und würfelte um drei Magenbitter in einem Rutsch. Eine Zwei, eine Sechs, drei Einer. Er trank sie vor dem Badezimmerspiegel und sah sich dabei zu, wie er die kleinen Fläschchen zum Mund führte, den Kopf leicht in den Nacken legte, wie sein Adamsapfel spielte. Wie gut und anders er doch mit der neuen Frisur aussah. Linker Scheitel. Nie wieder rechts. Das ging nicht. Ging nun gar nicht mehr.

Im Treppenhaus miaute Helga Martens Katze. Arno Engler hatte nichts dagegen, er mochte sie. Manchmal holte er sie zu sich und gab ihr Milch. Er freute sich. Noch ein Spiel. "Dreierpasch. Ich mach das Mistviech platt." Er überlegte. Leise, ganz leise die Tür öffnen, Katze locken, kurz auf dem Sofa mit ihr schmusen, Kissen auf sie drücken. Einfach. Er würfelte. Drei Vierer. "Na bitte." Er nahm noch einen Schluck Bier, wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen, straffte den Oberkörper, stand auf, beschloss, vorher noch einmal zu pinkeln, sollte nicht schaden, kämmen konnte er sich auch noch mal. Er horchte auf. Das Flurlicht. Die Korridortür. Eindeutig die von Helga Martens. Ihre Stimme. "Komm schon rein, oller Rumtreiber." Arno Engler setzte sich wieder. Seufzte. Winkte ab. Lachte kurz auf, prostete der Katze zu und meinte sich selbst damit nicht. Dachte er.. "Noch mal davon gekommen, du Scheisser."

Als Arno Engler nur wenige Stunden später an seinem Küchentisch vom Schrei der Katze geweckt wurde, war ihm klar, dass sie nicht wirklich geschrien hatte. Nur ein schöner Traum. Sie war gar nicht da. Sie war bei Helga Marten. Wäre sie bei ihm, wie geplant, auf dem Sofa unter seinem Kissen gestorben, hätte sie auch gar nicht mehr, nie und niemals wieder schreien können. Grundsätzlich aber hätte sie jetzt vernünftig tot sein sollen. So hätte es, streng genommen, sein müssen, und so, wie es war, war es nicht korrekt. Noch nicht. Unweigerlich fasste er nach seiner Nase, kniff hinein, überlegte, wie er ohne sie klar kommen würde.

Eine stumpfe hellrosa Puppennase. Affig. Er brauchte so was nicht. Irgendwann gegen vier Uhr in der Frühe hatte er um sie gewürfelt. In der Spüle lag noch die Haushaltsschere, mit der er sie bei einem sauberen Dreierpasch zweifellos abgeschnitten hätte, da war er sicher, da war er ganz Kerl, da hielt er sein Wort, einmal gewürfelt, Ergebnis steht, weg mit dem Ding, ab in den Ausguss. Keine schlechte Idee, dachte er, kann man noch mal auf greifen. Dann starrte er auf die Frau aus der Werbung, auf die er seinen Kopf gelegt hatte, bevor er am Tisch eingeschlafen war, und wunderte sich, dass er nicht von ihr, sondern von der Katze geträumt hatte. Würde sie schreien? Würde er sie schreien lassen?

Achtzehn Augen. Dreimal sechs. Pech gehabt. Als Arno Engler sich in dem ihm bis dahin völlig unbekannten Biergarten, der sich leicht versteckt in einer Seitengasse der Altstadt befand, fast gleichzeitig mit der schönen Fremden am Nebentisch von seinem Stuhl erhob, hastig zahlte und ihr folgen wollte, um sie zu töten, wurde ihm klar, dass das nicht so völlig unproblematisch sein würde.

Dunkle Wolken zogen sich da oben zusammen, es würde regnen, irgendwo plärrte ein Kind, das machte ihn nervös, und ihm fehlte ganz eindeutig ein Konzept. Natürlich würde er sie umbringen, soviel stand fest. Sie war die Frau aus der Werbung, ungefähr war sie das, die Schlampe mit dem Sektglas in der Hand, die ihn auslachte, die ihn hasste, sie hatte nichts anderes verdient, sie störte ihn. Lange hatte er sie nicht suchen müssen, er war gegen Mittag durch die Innenstadt gelaufen, wo alle liefen, sie auch, und er war gemütlich und stolz geschlendert, ein gut aussehender Mann in einer hellen Leinenhose, neues Hemd, neue Frisur. Scheitel links.

Das Blümchenkleid war ihm sofort auf gefallen. Das Rückenteil war geschnürt, schmale Träger, weiter Rock. Ein hübsches Kleid. Er betrachtete es gern, auch von hinten, der Wind spielte mit dem Stoff, wirklich apart war das. Noch. Er würde das Kleid zerreissen, ihr vom Körper reissen, er würde es in einer Mülltüte vergraben. Irgendwo. Er sah es durch das Gartentor hinaus in der Gasse verschwinden, sie ging, ohne sich um zu drehen, und er blieb einfach nur stehen an seinem Tisch, von dem der Wind die Serviette hinunter fegte, mit der er noch vor wenigen Minuten über seine Schuhe gewischt hatte. Sandboden. Und sie war fort. Auch das noch.

Dreimal sechs. Keine Leiche. Ein paar Regentropfen fielen auf seinen Kopf, die Kellnerin gab ihm wortlos sein Restgeld, ungezogen, fand er. Ein Pärchen unter einem Sonnenschirm zankte. Wie fein, dachte er.

Arno Engler atmete tief durch. Dreierpasch. Es regnete heftiger. Ihm war kalt. Er hatte Hunger. Sebstverständlich musste er sie noch töten, irgendwie musste das funktionieren, immerhin, achtzehn Augen, da ging kein Weg dran vorbei. Vielleicht könnte er auch eine andere ermorden, gleich waren sie doch alle, wenn man sie kräftig ran nahm. Vernünftig betrachtet konnte es getrost eine andere sein.

Er musste nur heraus finden, ob die kleine Fette aus der Bäckerei ein geblümtes Kleid besaß, das zumindest sollte sie haben. Helga Marten eher noch, die hatte doch wohl mit Sicherheit eins, die war besser, auch dünner und hatte dunkles Haar, viel zu kurz, das fand er weniger schön. Egal. Er würde jetzt erst mal nach Hause gehen in seinem klatschnassen Hemd. Würfeln. Einen Kuchen backen. Lennemanns Dackel mit einem Stein erschlagen. Würfeln. Helga ficken, die Fette schlachten. Ein neues Hemd bestellen. Ein buntes. Vielleicht.


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Autoren und Bücher

Super Mao

Dass die Bibel das weltweit meistverkaufte Buch ist, weiß inzwischen jeder. Aber wussten sie auch, dass Mao Tsetung (oder Mao Zedong, wie die Chinesen sagen) der erfolgreichste Einzelschriftsteller ist. Seine Zitatensammlung, auch als Mao-Bibel bekannt, verkaufte sich rund 6 Milliarden mal.

Dickens und Tolkien

Die beiden erfolgreichsten Einzelbücher von "richtigen" Schriftstellern stammen übrigens von Charles Dickens und J.R.R. Tolkien. Dickens' "Eine Geschichte aus zwei Städten" verkaufte sich bis heute 200 Millionen mal, Tolkiens "Herr der Ringe" ging 150 Millionen mal über die Ladentheke..

Schlechte Karten

Die Chance, an diese Erfolge auch nur annähernd anknüpfen zu können, ist übrigens minimal. Gerade mal ein Prozent aller Bücher erreichen so etwas wie Bestsellerstatus. Ein kluger Kopf hat inzwischen ausgerechnet, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Bestseller zu schreiben, geringer ist, als sechs Richtige im Lotto zu tippen.

Arme Autoren

Kein Wunder also, dass die meisten Schriftsteller nicht von ihren Einkünften leben können. In Deutschland liegt das Durchschnittseinkommen eines Schriftstellers bei etwa 15.000 Euro pro Jahr. Und Frauen - schluchz - kommen sogar nur auf 13.000 Euro.


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